Im Januar 2014 erschossen jamaikanische Polizisten Nakiea Jackson in seinem Restaurant in Kingston, weil er einem Verdächtigen ähnlich gesehen haben soll. Seitdem kämpft seine Schwester Shackelia Jackson dafür, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Im Rahmen des weltweiten Briefmarathons 2017 sammelte Amnesty Zigtausende Appelle und Solidaritätsbotschaften zu ihrer Unterstützung. Nun hat sie sich in einem bewegenden Brief dafür bedankt.
Liebe alle,
eine perfekte Antwort zu verfassen dauert länger, als ich dachte, und so habe ich mich entschieden, einfach aus dem Bauch heraus zu schreiben. In den letzten drei Jahren habe ich mich als die verzweifelte Schwester meines toten Bruders dafür eingesetzt, dass die Ungerechtigkeit nicht in Vergessenheit gerät. Mit der Zeit habe ich gesehen, was es bewirkt, wenn jemand aus dieser Position heraus spricht: Einerseits kann anderen dadurch der Zugang erleichtert werden, doch andererseits habe ich mich auch in Gefahr gebracht. Der Tod meines Bruders Nakiea Jackson und alles, was ich daraufhin initiiert habe, haben mich zum Gesicht für einen Kampf gemacht, der größer ist als Nakiea. Aufzuhören wurde schwierig.
Der Kampf in seiner ganzen Tragweite und der beschwerliche weitere Weg waren alleine nicht zu bewältigen. Und das ist der Punkt, an dem ihr, also Amnesty International und eure Verbündeten, ins Spiel kamt. Ihr verkörpert die weltweite Unterstützung, die ich brauchte, um die Geschichte des erfahrenen Unrechts neu zu schreiben. Ich bin dankbar dafür, dass Nakieas Geschichte eure Aufmerksamkeit geweckt hat, und ich eure Unterstützung, eure Freundschaft und euer Engagement gewinnen konnte. Mit eurer Hilfe ist die Reise zu bewältigen, ihr habt unsere Basis vergrößert und strategische Beratung sowie ein Netzwerk der Unterstützung bereitgestellt, die für diesen Veränderungsprozess notwendig sind.
Nakiea wurde zu einem weltweiten Symbol des Unrechts. Sein Tod zeigt nicht nur, dass Veränderung notwendig ist, sondern auch, wie wertvoll die internationale Gemeinschaft ist, welchen Druck ihre Präsenz ausüben kann.
Ihr habt mir nicht nur einen sicheren Raum und einen großen Rückhalt gegeben, sondern auch die Möglichkeit, das Erscheinungsbild und das bewusst erzeugte Image Jamaikas und unserer Regierung geradezurücken. Die Entscheidungsträgerinnen und -träger haben nicht länger die Kontrolle darüber, welche Geschichte erzählt wird. Wir haben das überholte Bild, das sie nach außen trugen, gestört.
“Ich bekam wieder Lust zu leben und zu träumen.”
Meine Unbekümmertheit kam zurück – weil ich in anderen Ländern und Gruppen Vertrauen in die Sicherheitskräfte beobachten konnte. Jetzt denke ich, dass wir diesen Zustand auch in Jamaika erreichen könnten. Ihr seid die wahren Heldinnen und Helden, eure Selbstlosigkeit und euer Engagement für die Aufrechterhaltung der Menschenrechte und der Menschenwürde auf der ganzen Welt spiegelt sich in der großen Unterstützung eurer Kampagnen wider und in den positiven Ergebnissen, die ihr für Betroffene erzielt.
Ich könnte noch weiterschreiben, aber ich bin mir sicher, dass klar zum Ausdruck gekommen ist, wofür ich dankbar bin. Deshalb möchte ich euch nur noch meine besten Wünsche senden. Steht weiter für Veränderung und erhellt den Weg! Ich freue mich auf unsere weitere Zusammenarbeit und bin mir sicher, dass das Beste noch vor uns liegt.
Alles Liebe,
Shackelia
Angeschlagen, aber nicht gebrochen.